Unsere Partnerschule: Die 8. Mittelschule in Chongqing (China)

8 Mrz, 2008
Autor: red
Kategorie: China

 Schulpartnerschaftsprojekt mit diplomatischen Verwicklungen: Ernestinum unterzeichnet Kooperationsvertrag mit der Normal University und der 8. Mittelschule in Chongqing

Hier der offizielle Vorstellungsfilm unserer Partnerschule

 

Am 12. Oktober 2007 war es soweit: 24 Schülerinnen und Schüler des Gymnasium Ernestinum in Rinteln flogen zusammen mit Direktor Reinhold Lüthen und Studienrat Dr. des. Ralf Kirstan, assistiert von Kirstans chinesischer Ehefrau Wang Liping als Dolmetscherin, von München aus in das „Reich der Mitte“, um eine Schulpartnerschaft mit einem chinesischen Gymnasium zu begründen. Dahinter stand die Idee, bei jungen Menschen in Deutschland Neugier und Interesse an einer Nation zu wecken, die für viele westliche Jugendliche immer noch exotisch und fremd ist, obwohl sie von führenden Wirtschaftsfachleuten als „die aufstrebende Macht des 21. Jahrhunderts“ gesehen wird. In diesem Sinne wollten wir unseren Schülern Einblicke in die chinesische Kultur und Mentalität ermöglichen, um sie im Zeitalter der Globalisierung auf eine zukünftige Zusammenarbeit mit jungen Chinesen in den Bereichen Wirtschaft und Wissenschaft vorzubereiten.

Die Route der Ernestinum-Reisegruppe ging über Peking in das südwestchinesische Chongqing: mit 32 Millionen Einwohnern die größte Stadt der Welt. Die Vorgeschichte dieser Reise war jedoch turbulent: Bereits im Januar 2007 hatte das Ernestinum eine Partnerschaft mit einem privaten Chongqinger College für europäische und asiatische Sprachen in die Wege zu leiten begonnen. Acht Monate später schien alles „in trockenen Tüchern“ zu sein: Der Besuch der deutschen Reisegruppe in diesem College stand kurz bevor, schon fünf Monate lang standen die deutschen Schüler der Klassenstufen 10 bis 12 mit ihren chinesischen Partnern in wechselseitigem Kontakt, die Flugtickets waren gekauft. Da empfing Frau Merkel den Dalai Lama im Bundeskanzleramt. Große Politik zeitigte Konsequenzen auf unterster Ebene: Ganz überraschend änderte das College seine Haltung grundlegend. Eben noch willkommene Gäste, wurde die deutsche Reisegruppe auf einmal vom College-Direktor ausgeladen: Die Zeiten seien empfindlich. Erheblichen Widerständen aus der Lehrer- und Studentenschaft der germanistischen Abteilung begegnete er mit einem Machtwort. Um das Projekt in letzter Minute zu retten, wandten wir uns an die deutsche Botschaft in Peking und das deutsche Generalkonsulat in Chengdu mit der Bitte um Unterstützung. Selbst die Frankfurter Allgemeine Zeitung war an dem Fall interessiert. Vom deutschen Kulturkonsul in Peking war zu erfahren, dass der College-Direktor den Bogen wohl überspannt habe, da die Pekinger Zentralregierung kulturelle Kooperations- und Austauschprojekte aus den Zwistigkeiten des politischen Tagesgeschäftes eigentlich heraushalte. Daher führte eine Intervention von Botschaft und Generalkonsulat zu einem raschen Einschreiten der chinesischen Behörden: Der Leiter des Außenamtes der Provinzregierung Chongqing, Herr Zang Ming, bot sich freundlicherweise höchstpersönlich an, uns eine adäquate Ersatz-Partnerschule zu vermitteln. Auf dieses großzügige Hilfsangebot gingen wir ein.

Zunächst aber machten wir einen Zwischenstopp in Peking. Wir logierten vier Tage in einem Hotel direkt an der berühmten Wangfujian-Fußgängerzone, nur circa 400 m entfernt von der Verbotenen Stadt. Von dort aus absolvierten wir ein umfangreiches kulturelles Programm, das neben einem interessanten Ausflug zur chinesischen Mauer und den kaiserlichen Gräbern von Badaling aus der Ming-Zeit auch die Besichtigung der Verbotenen Stadt und ihrer Kaiserpaläste umschloss.

Am Dienstag, dem 16. Oktober, ging es im Flugzeug weiter in das 2500 km entfernte Chongqing. Dort angekommen, wurden wir zu unserer großen Überraschung gleich am Flughafen von den Germanistik-Studenten des College, das uns ausgeladen hatte, sehr herzlich in Empfang genommen. Trotz Abbruchs der Partnerschaft durch den Direktor begrüßten uns circa 20 begeisterte Studentinnen und Studenten mit Plakaten und machten unseren Schülern zahlreiche Angebote zur Kontaktpflege auf privater Ebene. Hierbei handelte es sich – nach den Worten Herrn Kruppas, des stellvertretenden deutschen Generalkonsuls in Chengdu, mit dem wir während der Reise telefonisch in Kontakt standen – um einen eindrucksvollen Beleg für einen offenbar beginnenden Mentalitätenwandel: Auch in China scheint die akademisch gebildete junge Generation nicht mehr so ohne weiteres bereit, für objektiv falsch erkannte Beschlüsse kritiklos zu exekutieren.

Als Unterkunft für unseren 12tägigen Aufenthalt in Chongqing bezogen wir ein sehr nobles 4-Sterne-Hotel im Herzen von Chongqings kulturellem Stadtteil Shapingba. Die Übernachtungspreise dieses Hauses lagen deutlich unter denen einer deutschen Jugendherberge. Von dort aus starteten wir unser Programm mit einem Besuch in der Chongqing Normal University. Erfreulicherweise hatte diese sich bereit erklärt, für uns ganz kurzfristig ein kulturelles Ersatzprogramm zusammenzustellen, nachdem wir eine Woche vor unserem Abflug nach China die definitive Absage des besagten Sprachen-College erhalten hatten. Für dieses sehr interessante und professionell organisierte Programm – unsere deutschen Schüler besuchten nicht nur Kurse in Taiji, Papierschneidekunst, chinesischer Knüpfkunst und Kalligraphie, sondern nahmen auch an Lehrveranstaltungen der anglistischen Fakultät teil –, zeichnete der Vizedirektor Prof. Guan Pin verantwortlich, dem auch an dieser Stelle noch einmal unser verbindlichster Dank ausgesprochen sei. Seinen krönenden Abschluss fand unser Besuch durch die Unterzeichnung eines offiziellen Kooperationsvertrages zwischen der Chongqing Normal University und dem Gymnasium Ernestinum.

Parallel zu den Veranstaltungen mit der Chongqing Normal University gelang es uns jedoch durch die persönliche Unterstützung von Herrn Zang Ming, dem Leiter des Außenamtes der Provinz Chongqing, auch Kontakte herzustellen zu der sehr renommierten 8. Mittelschule. Nachdem wir uns am Donnerstag, dem 18. Oktober, zum ersten Mal mit der Leitung dieser Schule unter Federführung des Außenamtes getroffen hatten, erhielten wir nur zwei Tage später die Offerte, einen offiziellen Kooperationsvertrag mit diesem auch Partnerschaften zu England, Frankreich und Amerika unterhaltenden Gymnasium zu unterzeichnen. Die chinesischen offiziellen Stellen wollten uns also nach dem Abbruch der Partnerschaft durch den Direktor des privaten Sprachen-College auf jeden Fall zu einem Erfolg verhelfen, und so paraphierten wir den Vertrag nur eine Woche später wiederum im Beisein des Außenamtes. Zur Feier des Vertragsschlusses bat das Chongqinger Außenamt sowohl uns Deutsche als auch unsere Verhandlungspartner von der 8. Mittelschule zu einem opulenten Abendessen in ein gutes Restaurant. Um den jungen Kontakt zwischen unserem Ernestinum und der 8. Mittelschule zu vertiefen, lud man uns auch zu einer „Klassenparty“ ein, bei der Schüler der 8. Schule Musik- und Gesangseinlagen von hohem Niveau darboten und uns lehrten, wie man chinesische Maultaschen zubereitet. Im Gegenzug stellten auch wir unser Land kulturell vor, indem unsere Schüler einige traditionelle Volkslieder im Chor vorsangen.

Nachdem so dank der überaus freundlichen Unterstützung von Herrn Zang Ming und auch von Herrn Kruppa doch noch eine Schulpartnerschaft mit einem renommierten chinesischen Gymnasium hatte begründet werden können, ging unsere Reise am 26. Oktober weiter nach Yangshuo (Guanxi-Provinz) in Südchina. Dort nahmen wir in einer wunderbaren Karstberglandschaft an Flussfahrten, Radtouren, Höhlenbesuchen u. a. teil und gewannen so nicht zuletzt auch einen unvergesslichen Eindruck von Chinas landschaftlichen Sehenswürdigkeiten. Am 2. November schließlich ging es über Guilin, Chongqing und Peking zurück in die Heimat. Eine ebenso interessante wie aufregende Reise war damit zu Ende. Wie ernsthaft beide Seiten um die Umsetzung des ausgehandelten Kooperationsvertrages bemüht sind, zeigt sich daran, dass die 8. Mittelschule bereits zugesagt hat, vom 29.06. bis 18.07.2008 zu einem Gegenbesuch nach Deutschland zu kommen. Wir vom Gymnasium Ernestinum sind überzeugt, dass auch dieses Treffen mit unseren chinesischen Partnern vom Geist der Freundschaft und Zusammenarbeit erfüllt sein wird.

 

Dr. des. Ralf Kirstan, StR, Rinteln.

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