Balladenduell 2006: Schillers "Bürgschaft" sahnt mit Standing Ovations ab

21 Jul, 2007
Autor: red
Kategorie: Fächer

Wer ist der größte Dichterfürst? Applaus-o-Meter misst Beifall der Gymnasiasten
Rinteln (cok). Rasender Applaus, Jubelschreie, nicht enden wollende Ovationen – war irgendeine Boygroup zu Gast bei den Unterstufenschülern im Gymnasium Ernestinum? Na – in gewisser Weise schon… Herr Goethe und Herr Schiller traten gestern Vormittag zu einem Balladenduell an und dichteten sich mit ihren Klassikern leichthin in die jungen Schülerherzen. Und dazu gehörte für die beiden Komödianten Moritz Röhl und Wolfgang Gundacker gar nicht viel mehr, als die jeweiligen Balladen gekonnt und mit ein bisschen Inszenierung vorzutragen.
Der finstere Gesang vom Erlkönig, der dem Kind “ein Leids” antut, und das Lied übers Heideröschen, das kein “Ach und Weh” davor bewahrt, vom wilden Knaben gebrochen zu werden, sie zeigten gleich zu Beginn die spielerische Sprachleichtigkeit und perfide Ironie des so gar nicht verstaubten Dichters Goethe. Und Schillers rasante Ballade vom Ritter, der auf Wunsch seiner Dame deren Handschuh aus der Raubtierarena holt und dann ihre Liebe verächtlich zurückweist – sie ist so voller drängender, die Spannung steigender Reime, dass die Zuhörer von ihm mindestens genau so begeistert sind.
Wirklich genau so? Die ganze Veranstaltung soll ja ein Balladenduell sein und das “Applaus-o-Meter” misst Dauer und Intensität des Beifalls. 3,5 Punkte für Goethe, dagegen 4,5 für Schiller. Nicht ganz gerecht, aber gerade dadurch stehen die Fronten. Von Ballade zu Ballade steigert sich der Beifall für die Dichtkunst. Goethes “Der Fischer” macht sehr großen Eindruck, die Worte der Meerjungfrau: “Was lockst du meine Brut / Mit Menschenwitz und Menschenlist / Hinauf in Todesglut” – und wie sie den Fischer dann selbst lockt, in die Tiefe. 7,5 Punkte auf dem Applaus-o-Meter. Dagegen kommt Schillers “Taucher” nicht ganz so gut an, bei aller Dramatik in der Geschichte vom König, der einen Becher ins stürmische Wasser wirft und der dann den Edelknappen, der ihn wieder aus den Tiefen holt, dazu verlockt, das Schicksal ein zweites, nun tödliches Mal zu versuchen.
Dann kommt der “Zauberlehrling” und sahnt mit 9 Punkten und Standing Ovations richtig ab. Natürlich macht es vielen der Unterstufenschüler besonders Spaß, dass sie diesen Text schon mal gehört haben. Es ist aber in diesem Konkurrenzspiel nur zu deutlich, wie präzise und selbstbewusst Meister Goethe dichtet. Bei aller Komplexität seiner Texte kann man sie Wort für Wort verstehen und,jeder auf seinem Niveau, begreifen.
Am Ende siegt dann doch Schiller in diesem Duell, denn zum Schluss wird “Die Bürgschaft” ins Feld geführt, die Ballade über einen grausamen Wettlauf mit der Zeit, den der Tyrannenattentäter “Damon” gewinnen muss, damit nicht der unschuldige Freund an seiner Stelle hingerichtet wird: Das Applaus-o-Meter steigt bei diesem Lied über die Freundestreue bis zur unglaublichen 12.
Ob aber nun Herr Schiller oder Herr Goethe – der eigentliche Sieger dieser wunderbaren Vormittagsveranstaltung waren die Schüler. Falls sie Vorurteile gegen die beiden Dichterfreunde hatten, die sind nun gewiss wie weggefegt. Und das kann nur ein Gewinn sein.
© Schaumburger Zeitung, 18.05.2006

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