Schülerakademie Schaumburg tagte zu Afghanistan

14 Sep, 2010
Autor: red

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Mancher Einsatz gleicht dem „Tanz mit dem Teufel“
Bis auf einen Tag genau ein Jahr nach dem Luftanschlag von Kundus hat die Schülerakademie Schaumburg ein Tagesseminar zum Thema „Was ist los in Afghanistan?“ veranstaltet. Die in der Achumer Schäfer-Kaserne in Zusammenarbeit mit der evangelischen Akademie Loccum organisierte Tagung führte etwa 70 Schüler aus Schaumburgs gymnasialen Oberstufen mit Menschen zusammen, die das Land am Hindukusch bei persönlichen Aufenthalten kennengelernt haben. Deren zum Teil recht intensive Schilderungen gerieten mitunter ziemlich handfest.
In Kundus, schrieb am Tag darauf die Presse, habe die Bundeswehr „das Ende ihrer Unschuld“ erlebt. Bei der Operation um zwei von den Taliban entführte Lastkraftwagen hatten zahlreiche Menschen – die Angaben schwanken je nach Quelle zwischen 91 und 137 – ihr Leben verloren. Wer von den Opfern Aufständischer oder Zivilist war, blieb offen. „Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ist seit Jahren ein heiß diskutiertes Thema“, stellte im Hörsaal der Heeresfliegerwaffenschule Björn Riemer stellvertretend für die die Schülerakademie Schaumburg betreuende Lehrerschaft fest. Und da es sich bei dem Engagement zudem um eine hoch umstrittene politische Frage handele, sei es von besonderer Bedeutung, dass es aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werde.

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Zu den Berichterstattern zählten im Plenum Hauptmann Torsten Hesse und Oberstleutnant Michael Pössel von der Bundeswehr sowie in gesondert diskutierenden Arbeitsgruppen Cornelia Brinkmann (friedenspolitische Beraterin von Nicht-Regierungsorganisationen, Berlin) und Militärseelsorger Herwart Argow. Oberstleutnant Peter Donhauser legte in einem Einführungsreferat die Grundlagen des Einsatzes dar und gab einen geschichtlichen Abriss über die Verhältnisse in Afghanistan. „Hier sind seit rund 30 Jahren Krieg und Gewalt an der Tagesordnung“, rief er den Zuhörern ins Gedächtnis. Der Auftrag der ISAF (International Security Assistance Force) beziehe sich auf die Unterstützung bei der Schaffung eines sicheren Umfeldes für afghanische Staatsorgane, Personal der Vereinten Nationen und internationales Zivilpersonal, das dem Wiederaufbau und humanitären Aufgaben nachgeht.
Hauptmann Hesse ging auf seine Erfahrungen mit der Mentalität der Afghanen ein. Für diese hätten nur Dinge dauerhaft Bestand, die von ihnen selbst gemacht worden seien. „Auch wenn’s scheiße ist“, wählte er eine unzweifelhafte Ausdrucksweise. Angesichts der mannigfaltigen Probleme sei schon viel erreicht worden, aber es gebe natürlich noch viel zu tun. In der Gesamtschau gab er eine durchaus positive Sicht zu Protokoll: „Ich denke, dass das Land über enormes Potenzial verfügt. Man muss ihm aber weiterhin helfen, um auf die Beine zu kommen.“
Auch Oberstleutnant Pössel kam trotz ebenfalls durchweg in Klartext gekleideter kritischer Darstellungen zu einem bejahenden Fazit: „Ich würde wieder hingehen.“ Der Ausbilder mit Gefechtserfahrung machte einen Teil seiner „extremen Eindrücke“ an der Abwesenheit von Moral fest. Im Bereich der Gesamtheit ethisch-sittlicher Normen „funktioniert meistens nichts“. Was solle man beispielsweise davon halten, fragte er rhetorisch, wenn ein Kommandant während eines Gefechts 18 000 Schuss Munition an die Taliban verkaufe; was davon, wenn die Grenzpolizei Drogentransporte sichere; und was davon, wenn politische Ämter zunächst gekauft und erst danach durch Wahlen legitimiert würden. Pössel: „Eine Demokratie nach unseren Vorstellungen ist dort nicht möglich.“
Dass solche Details – „brutal, aber wahr“ – in der deutschen Öffentlichkeit wenig bekannt sind, erschwert nach Auffassung des Oberleutnants die Meinungsbildung über den Einsatz. Vieles werde verschwiegen, über vieles nicht berichtet. Und bei der Frage, ob die Bundeswehr sich in Afghanistan im Krieg befindet, werde viel herumgedruckst. Pössel: „Es fühlt sich an wie Krieg.“ Manche Situation sei ihm wie „ein Tanz mit dem Teufel“ vorgekommen. Seiner Anschauung zufolge gehe es darum, eine komplette Kollabierung des Landes zu verhindern. „Wir müssen dafür sorgen, dass es in irgendeiner Form stabil bleibt.“
Das Tagesseminar bildet den Auftakt einer zum Thema „Krieg, Frieden, Sicherheit“ auf die Beine gestellten Projektreihe. Die zweite Veranstaltung wird im Februar 2011 in Loccum stattfinden. In diesem Monat läuft das Bundestagsmandat für den Afghanistaneinsatz aus. Spätestens dann werden sich die zur Abstimmung aufgeforderten Politiker der Opfer von Kundus erinnern.
SZ vom 07.09.2010

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