Was bleibt in Erinnerung?
Sind es die Referate? Die Fülle an Informationen? Daten, Fakten, Namen, über die an den verschiedenen Standpunkten erzählt wurde?
Klar, als Referent wünscht man sich, dass ein paar Informationen haften bleiben. Aber einprägsamer sind die kleinen Erfahrungen am Rande, die Zufallsbegegnungen mit Menschen, die unerwarteten Augenblicke in einer Millionenmetropole, mitunter auch die stillen Ecken in einer hektischen Großstadt.
So bleiben wir während unseres Stadtrundgangs unvermittelt Unter den Linden an der Russischen Botschaft stehen … müssen stehen bleiben. Ein Schüler beschreibt, was unsere Gruppe in diesem Moment fühlte:
Zwei Jahre und zwei Tage ist dieser Krieg alt und so sehr es mich persönlich bisher betroffen gemacht hat, noch an keinem dieser knapp 700 Tage habe ich mich so frustriert und ergriffen gefühlt. Wir kommen auf dieser Gedenkstätte an und plötzlich herrscht Ruhe. Egal, wer gerade über egal was gesprochen hat, alles war sofort stumm. Und ich glaube, keiner merkte es so richtig. Ich kann nicht ganz erklären, was genau es auslöste, aber plötzlich fühlte sich jeder wie ein Teil dieses Unrechts, und in mir löste es sofort das Bedürfnis aus, etwas zu tun. Aus der entsprechenden Machtlosigkeit gegenüber der Gesamtsituation sowohl hier in Berlin, aber vor allem auch in der Ukraine resultierte dann auch entsprechende Frustration. Dass dann noch die russische Botschaft vor einem lag, machte den Frust gerade auch im Bezug auf das Schicksal Nawalnys nur noch größer. Für mich der mit Abstand prägendste Moment des Tages.