Es war ein Aufruf der Schaumburger Zeitung, der Liesel Edeler dazu brachte, mit dem Geschichtslehrer Thorsten Gruber Kontakt aufzunehmen. Ihr Onkel Friedrich Stochmann war, obwohl noch Schüler des Gymnasiums Ernestinum, in den Ersten Weltkrieg gezogen, erzählt sie. „Er war der Älteste, ich erinnere mich sehr gut an die Trauer um seinen Verlust.“ Sie selbst war damals zwar noch nicht geboren, konnte Gruber und seinen Schülern aber trotzdem weiterhelfen.
Mehrere Monate investierte Gruber mit seinen Schülern, um alles Wissenswerte rund um den Ersten Weltkrieg zusammenzutragen. Und vor allem, so erklärt Gruber, um den Ersten Weltkrieg „für die Schüler greifbar zu machen“. Der tragische Tod eines Schülers, eines Menschen, beinahe so alt wie sie selbst, erzählt von einer Verwandten – der könne ein zeitlich so weit entferntes Thema auch für Menschen heute verständlich machen.
Auf ihren Plakaten, die jetzt in der Galerie des Gymnasiums Ernestinum aushängen, widmen sich die Schüler dann auch den Fragen, wie das Leben in diesem Krieg aussah. Sie fanden Tabellen über Nahrungsmittelrationen, die sich in den Kriegsjahren beinahe halbierten, und die Erzählungen der Rintelnerin Emmy Wellnitz, mit der Museumsdirektor Dr. Stefan Meyer vor ihrem Tod noch ein Interview führte, waren ebenfalls sehr aufschlussreich.
Die Schülerin Jasmin Zöller beschäftigte sich insbesondere mit der Frage, ob der Krieg denn nun 1918 überhaupt zu Ende gewesen sei, oder, wie in der Geschichtswissenschaft heute oft argumentiert, die beiden Weltkriege in einer Einheit zu sehen seien. „Man kann es nicht eindeutig beantworten“, findet sie. „Es war ein kriegsähnlicher Zustand, aber eigentlich war der Krieg zu Ende.“
Auf jeden Fall entsteht der Eindruck, dass der Wunsch von Thorsten Gruber in Erfüllung gegangen ist. So lebhafte Diskussionen wie bei der Eröffnung führen Schüler nur selten über den Ersten Weltkrieg.
aus: SZ vom 8.10.2014